MicroCredentials haben in den letzten zehn Jahren an Bedeutung gewonnen, da sie die (tertiäre) Bildung flexibler, zugänglicher und integrativer machen. In Anbetracht dieser rasanten Entwicklung müssen sich Kursanbieter und Behörden der Qualität als Schlüssel für eine dauerhafte Nutzbarkeit und den Wert für die Lernenden bewusst sein. MCs unterliegen der internen und externen Qualitätssicherung durch das System, das sie hervorbringt (Europäische Kommission 2022, S. 29): Bildungs- oder Ausbildungseinrichtungen oder auch Arbeitsmarktakteure wie Behörden und Unternehmen, oder Verbände wie Handelskammern. Es ist wichtig, dass sich die Qualitätssicherung (QS) auf die Bedürfnisse der Lernenden konzentriert. Die Merkmale von MC (siehe Abschnitt 1.2.) stellen die Qualitätssicherung vor neue Herausforderungen. 

Für das DigiProf-Projekt gehen wir davon aus, dass die Kursanbieter (system-) akkreditierte Hochschuleinrichtungen sind. Dementsprechend liegt die Qualität des Angebots für MicroCredentials bei ihnen.

Ein erster Qualitätsaspekt hängt mit den Qualifikationsvorgaben des Bologna-Prozesses der EU zusammen:  

Es sollte möglich sein, den Inhalt der jeweiligen MCs am Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) auszurichten, wenn neue Lerneinheiten erstellt und eingepflegt werden, die auf neue pädagogische oder gesellschaftliche Bedürfnisse reagieren.  

 
 
Abb.2.1. Europäischer Qualifikationsrahmen 

Im Hinblick auf den Prozess der Entwicklung von Mikrozertifikaten scheint ein zweiter Qualitätsaspekt sehr wichtig zu sein:  

Neben der Bereitstellung transparenter Informationen über die Maßnahmen ist die Einbeziehung der Lernenden in alle Schritte der Entwicklung, Umsetzung und Evaluierung von MikroCredentials erforderlich (z. B. EU MicroBol Projekt 2022). Wenn MCs explizit in neue Entwicklungen oder die Umgestaltung von Prozessen in Hochschuleinrichtungen einbezogen werden, spielen Lehrkräfte eine wichtige Rolle, da sie das "aktive Element" der Entflechtung von Inhalten und der Gestaltung neuer Lerneinheiten wie MCs sind. Dementsprechend sollte das Feedback von Peers und anderen Stakeholdern gesammelt und in die Entwicklung von MicroCredentials einbezogen werden. 

Letztendlich kann die Relevanz für die Lernenden und den Arbeitsmarkt gewährleistet werden, wenn die MicroCredentials als "eindeutige, zielgerichtete Lernleistungen konzipiert sind und die Lernangebote, die zu ihnen führen, bedarfsgerecht aktualisiert werden, um den festgestellten Lernbedarf zu decken.“ (Europäische Kommission 2021, S. 3) Die Lehrkräfte sollten sich darüber im Klaren sein, dass nur ein lernerzentrierter Ansatz zu einem nachgefragten und geschätzten MicroCredential führt, der den Aufwand für seine Gestaltung und Ausstellung lohnt.

Ein dritter Aspekt der Qualität von MicroCredentials bezieht sich auf die Transparenz:

Um MCs verständlich, messbar und vergleichbar zu machen (Europäische Kommission 2022, S. 30), sind die Lehrenden die Schlüsselpersonen, die für substantielle Informationen zu Inhalt, Lernergebnissen, Bewertung, Arbeitsaufwand und Niveau des Lernangebots sorgen. Sowohl das ECT-System (ECTS) als auch der EQR enthalten Richtlinien zu Arbeitsaufwand und Niveau. Das EU-Modell für digitale Zeugnisdaten (EDCI) unterstützt eine standardisierte und sehr umfassende Erklärung aller für die Transparenz erforderlichen Elemente. Es wird erläutert in Abschnitt 2.2.3.

Im Sinne der Transparenz könnten die Lehrenden schließlich Schlüsselwörter oder Tags für die Registrierung des MC in einer Datenbank für Lernangebote innerhalb ihrer Hochschuleinrichtungen oder sogar auf einer einschlägigen externen Plattform vorschlagen, je nach Status des MicroCredentials (z. B. in Bezug auf die Offenheit).

Andere Qualitätsaspekte wie Zugang und Verfügbarkeit, Erweiterbarkeit, Übertragbarkeit und Anerkennung liegen nicht im direkten Zugriff des Lehrenden. Die beteiligte Institution sollte sich mit diesen Aspekten befassen und auch Informationen und Beratung zu ihrem Angebot an MicroCredentials bereitstellen. 

Zuletzt geändert: Donnerstag, 13. April 2023, 09:25